rockhouse.berlin verliert Kultureinrichtung

Nach monatelangen Verhandlungen gibt der langjährige Betreiber des Saals im rockhouse.berlin auf – 1.000 Musikern droht der Verlust ihres Herzstückes

Berlin, 12. November 2021 – Der langjährige Betreiber des Saals im rockhouse.berlin, Wolfgang Werfel, kündigt seinen Vertrag zum 31. Januar 2022. Dies ist das Ergebnis einer monatelangen Hängepartie um die zukünftige Nutzung des für die Musiker*innen so wichtigen Saals im Proberaumhaus in Lichtenberg.

Im Januar 2021 erlangten einige Mieter*innen des rockhouse.berlin Kenntnis davon, dass die GSE gGmbH eine Neuvermietung des Saales, verbunden mit einer Nutzungsänderung anstrebt. Der Mieterbeirat des rockhouse.berlin hat sich von Beginn an klar gegen eine damit verbundene Verdrängung des langjährigen Betreibers des Saals ausgesprochen.

Der Saal des rockhouse.berlin ist als interkulturelle Begegnungsstätte das Herzstück des Proberaumhauses. Er muss als solcher auch weiterhin mit einer dem rockhouse.berlin und den Mieter*innen entsprechenden Nutzung betrieben werden. Das rockhouse.berlin braucht zur kulturellen Entfaltung die hausinterne Möglichkeit, öffentlich Konzerte, Festivals und geschlossene Veranstaltungen realisieren zu können. Zudem eröffnet der Saal die Möglichkeit für unterschiedlichste kulturelle Veranstaltungen.

Im rockhouse.berlin stehen in den nächsten Jahren extreme Mieterhöhungen von über 80% an. Der Quadratmeterpreis soll auf über 21 EUR/Monat ansteigen. Gerade auch deshalb ist es wichtig, dass die Mieter*innen die Wertigkeit ihrer Räume maximal verbessern und ausnutzen können.

Vor diesem Hintergrund verhandelt der Mieterbeirat seit Monaten mit der GSE gGmbH, dem Jugendamt Tempelhof-Schöneberg und dem Berliner Kultursenat über eine von diesen angestrebte Nutzung des Saales durch das Jugendprojekt Drugstore. „Das uns vorliegende Konzept kann nur funktionieren, wenn auch den Bedürfnissen der Musiker*innen Rechnung getragen wird. Dazu zählen insbesondere eine unkomplizierte Möglichkeit, den Saal weiterhin anzumieten und zu nutzen, und eine gleichbleibende Sicherheit im Gebäude. Sonst wäre die geplante Einschränkung der Infrastruktur vor dem Hintergrund der steigenden Mieten nicht tragbar!“, äußerte sich der Mieterbeirat heute in Berlin.

Angesichts der drohenden Kündigung, ausbleibender Verhandlungsergebnisse und fehlender Planungssicherheit hat Herr Werfel nun die Konsequenzen gezogen und seinen Vertrag aufgrund der mangelnden Perspektive zum 31. Januar 2022 gekündigt.

„Wir kennen die schwierige Situation von Herrn Werfel nur zu gut und haben Verständnis für seinen Entschluss. Gleichzeitig bedauern wir aber seinen Schritt, da er für viele Musiker*innen Freund, Unterstützer und langjähriger Wegbegleiter ist.“, so der Mieterbeirat.

Der Mieterbeirat erwartet von der GSE gGmbH und der Politik, dass ein geeigneter Nachfolger gefunden wird und der Saal auch weiterhin den Mieter*innen des rockhouse.berlin für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen wird.

Zum Hintergrund:

Das rockhouse.berlin in Lichtenberg ist mit knapp 190 Proberäumen, in denen rund 1.000 Musiker*innen, Musikschaffende und Künstler*innen proben und arbeiten, eines der größten Proberaum- und Kulturzentren in Deutschland. Das rockhouse.berlin ist mit seiner Vielfalt ein Aushängeschild für die Musik- und Kulturlandschaft in Berlin.

Das rockhouse.berlin stand 2019 schon vor dem Aus und konnte nur durch den Einsatz und das Engagement der Mieter*innen und des Kultursenates gerettet werden. Das rockhouse.berlin wurde durch den Kultursenat angemietet und wird von der GSE gGmbH verwaltet.

Neben den Proberäumen verfügt das rockhouse.berlin über einen Saal, der für Musikveranstaltungen genutzt wird und in dem zudem ein Kiosk und ein Musikerservice (Reparaturen, Verkauf von Zubehör etc.) betrieben wird. Der Saal wurde vom jetzigen Betreiber privat technisch komplett ausgestattet und kann auch von den Mietern des rockhouse.berlin zur (kommerziellen) musikalischen Nutzung und für private Veranstaltungen gebucht werden.

Die Mieten im rockhouse.berlin sollen im Rahmen einer Staffelmiete in den nächsten Jahren um über 80% bis auf über 21,- EUR netto steigen. Die Staffelmiete wird für viele Mieter*innen das Aus im rockhouse.berlin bedeuten. Viele, vor allem junge, aufstrebende Künstler*innen oder Musiklehrer*innen, werden sich diese Miete schlichtweg nicht mehr leisten können. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die bestehende Infrastruktur des Proberaumhauses erhalten bleibt und ausgebaut wird.

Kontakt:

Mieterbeirat rockhouse.berlin

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